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ich lasse mich auf eine freie bank fallen. die möwen kreischen. mit einem tiefen tuten, das mir durch mark und bein fährt, verabschiedet sich die schleswig holstein vom anleger in dagebüll. die fähre setzt sich langsam in bewegung und gleitet durch die nordseewellen. ich atme tief ein, auf dem sonnendeck kitzeln die septembersonnenstrahlen auf meiner haut. ich atme aus. entschleunigung pur. die kommenden 1,5 stunden verbringe ich damit, selig vor mich hin zu grinsen und meine mitreisenden zu beobachten. mich wundert es immer wieder, wie unterschiedlich die temperaturwahrnehmung der menschen ist. ein mädel hat sich in top und hotpants auf einer bank ausgestreckt und döst in der sonne, während sich eine bank weiter eine frau die kapuze der wetterjacke tief ins gesicht zieht. mützen, tücher, kapuzenpullis, flip flops, turnschuhe, tshirts, tops und gummistiefel – auf dem sonnendeck der schleswig holstein ist alles vertreten. jugendgruppen, junge familien, alleinreisende, paare mit hunden. alle setzen sie mit der fähre von dagebüll
auf die schönste aller inseln über.
die nordsee glitzert und funkelt in der sonne
und am horizont reihen sich die halligen aneinander. ein anblick, den ich seit kindertagen kenne und der mich immer wieder glücklich macht. amrum also. die kleine insel der großen freiheit. du machst urlaub in deutschland? wurde ich in letzter zeit einige male gefragt. ja, das mache ich und sogar sehr sehr gerne.
ich weiss noch ganz genau, wie es sich angefühlt hat, mitten in der nacht aus dem schlaf gerissen zu werden, müde und voller vorfreude auf die rückbank ins auto zu klettern und auf große fahrt in den norden zu gehen. frühstück auf dem rastplatz dümmer dammer berge, der hamburger hafen am morgen. wann sind wir da? und wie lange noch? und dann die grünen wiesen schleswig holsteins auf dem weg zum anleger in dagebüll. die schafe auf den salzwiesen. die deiche und dann endlich. die see. die überfahrt mit der fähre. am liebsten habe ich auf dem autodeck ganz vorne gestanden. dort, wo die gischt am höchsten spritze. kindheitserinnerungen.
und auch an diesem samstag im september bin ich voller vorfreude und völlig kribbelig, als ich mich in aller herrgottsfrühe mit meiner mutter auf den weg nach dagebüll und auch ein wenig in die vergangenheit mache, um die 13.00 fähre nach amrum zu nehmen. die fährt nämlich durch und macht nicht vorher noch den abstecher nach föhr, der eine zusätzliche halbe stunde kostet.
amrum. meine grosseltern haben lange zeit hier in wittdün gelebt. so haben mein bruder und ich viele tage unserer kindheit auf der insel verbracht, von morgens bis abends am kniep im sand und in den wellen getobt, quallenfriedhöfe gebaut, muscheln gesammelt und bernsteine gesucht, sind die aussichtsdüne rauf und runter gerannt und haben krabben am kutter geholt und im garten der grosseltern gepult. wahrscheinlich ist das auch der grund, warum ich die see so liebe. die stürmische, eigensinnige nordsee. 2009 war ich zum letzten mal mit der kompletten familie auf der insel.

all diese gedanken tanzen durch meinen kopf als die fähre zwischen föhr und langeness durch die fahrrinne gleitet und kurs auf den anleger in wittdün nimmt. der leuchtturm taucht am horizont auf und ganz langsam beginnen die reisenden ihre sachen zusammen zu packen.
gespannt, was sich seit dem letzten besuch alles verändert hat, verlassen wir die fähre und betreten die insel. der himmel ist blau, es weht ein angenehmer wind und die sonne wärmt mein gesicht – was für ein empfang. ich lasse meine tasche stehen und muss erst einmal kurz an die kaimauer treten und ins wasser gucken. angekommen. die gut 700m ins hotel (das hat einen eigenen post verdient – beim nächsten mal mehr) legen wir natürlich zu fuss zurück. die inselstrasse entlang, vorbei an den geschäften wittdüns geht es zur weißen düne. aber auch nur um kurz einzuchecken und eine erste runde zu drehen.
vom hotel aus blickt man auf die ostküste der insel und auf´s wasser – wenn es da ist. bei ebbe dann eben auf´s watt. wir wollen aber auf die westseite, laufen den achternstrand und die treppen hoch zur wandelbahn. so vertraut mir der ausblick ist, er verursacht immer noch gänsehaut. von hier oben hat man eine großartige aussicht auf den kniephaken und kann nur ansatzweise die unendlichen weiten des kniepsandes erahnen. die zeig ich euch dann auch noch genauer.
an der strandbar seehund läuten wir die tage auf der insel mit einem plöpp ein. mit sonne und einem grinsen im gesicht und dem blick auf´s wasser.
besser geht´s kaum.


an den kniep wollen wir heute nicht. wir lassen ihn links liegen, allerdings nicht ohne ständig wieder blicke zu riskieren.
zu schön ist dieser anblick.

dort, wo die obere wandelbahn endet, beginnt der bohlenweg. die holzbohlen führen durch die heide, die dünen und zu den aussichtspunkten. das leichte federn der bohlen fühlt sich genau so an wie früher.
wir biegen rechts ab und vor uns winden sich die holzbohlen durch die dünenlandschaft hoch zur aussichtsdüne. wie oft ich diesen weg schon gelaufen bin? ich weiss es nicht mehr.

oben angekommen haben wir den perfekten blick. auf den leuchtturm.
die dünen samt süsswassersee. den kniep.
und wittdün. auf der anderen seite ist föhr zu erkennen und in wenigen minuten wird die nächste fähre in wittdün anlegen.
am fusse der aussichtsdüne steht der denkstein mit heimatlied auf öömrang, einem dialekt der nordfriesischen sprache, nur ein paar meter entfernt von der stelle, an der damals das haus meiner großeltern stand.
an der ostküste entlang schlendern wir richtung ortszentrum, um dort zu abend zu essen.

nach dem essen haben wir es nicht eilig, ins hotel zurückzukommen. am berlin wilmersdorfer nordseeheim kommen wir wieder auf die obere wandelbahn.
über den bohlenweg laufen wir dem sonnenuntergang entgegen.
vorbei an der aussichtsdüne, passieren wir den wriakhörnsee, einen hübschen süßwassersee, der im vergleich zu früher um einiges gewachsen ist. hier mümmeln neugierige kanninchen im dünengras neben den bohlenwegen und denken nicht einmal daran, reissaus zu nehmen. nach dem ersten drittel des sees biegen wir in ein kleines kiefernwäldchen ab. am ende des bohlenweges gelangen wir zum amrumer badeland. hier stand früher das alte schwimmbad. im hallenbad habe ich eines meiner drei (fragt nicht) seepferdchen abzeichen gemacht und auch im freibad haben wir so einige tage verbracht. heute hat das amrumer badeland mit wellenbad und saunalandschaft hier ein zuhause gefunden. und die hübsche sonnenanbeterin, die auf leinwand gedruckt in meinem badezimmer hängt.
glücklich und zufrieden
fallen wir ein wenig später mit vom nordessewind freigepusteten köpfen in unsere gemütlichen hotelbetten und freuen uns auf die tage, die auf dieser wunderbaren insel noch vor uns liegen. ihr euch hoffentlich auch, denn es warten noch so viele fotos und geschichten darauf gezeigt und erzählt zu werden. beim nächsten mal nehm ich euch mit ins hotel, denn das ist es auf jeden fall wert, genauer vorgestellt zu werden.
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alles liebe
★ nike ★
12. Oktober 2016 at 8:44
Nordsee-Sehnsucht ❤️❤️. Morgen gehts nach Mallorca – auch toll – aber mit der Nordsee nicht zu vergleichen.
12. Oktober 2016 at 8:54
einen schönen und entspannten urlaub wünsch ich euch! geniess es!
12. Oktober 2016 at 17:01
Ich fühle mich gleich mit freigepustet – nur vom Lesen. Es geht doch nichts, gar nichts über die Nordsee!!! ♥♥♥
12. Oktober 2016 at 18:35
<3
12. Oktober 2016 at 20:57
Liebe, das ist wunderschön geschrieben. Und deine Bilder sind sowieso großartig. <3
12. Oktober 2016 at 21:15
<3 <3 <3 danke!
13. Oktober 2016 at 9:13
Welch ein kraftvoller Post <3
So oft wie in diesem Jahr ist mir AMRUM noch nie begegnet … zunächst von einem Kollegen, der seine Kindheit auch in Wittdün verbrachte, dann die Aussicht, dass wir dort einfach mal so Urlaub machen könnten und dann schlussendlich fährt Sohnemann nächsten Mai auf Klassenfahrt auf die Insel.
Deine Kindheitserinnerungen riefen tiefe Sehnsucht in mir hervor … so ergeht es mir immer bei der Fahrt nach Borkum, wo ich einige Jahre meine Ausbildung machte <3
13. Oktober 2016 at 12:49
Deine Reisebeschreibungen werden immer besser.
Du könntest einen fast verführen den einen oder anderen Ort zu besuchen.
Ich schlage vor du solltest ein Buch schreiben.
13. Oktober 2016 at 13:53
Ach Hänschen … 🙂 Danke
13. Oktober 2016 at 22:12
Quallenfriedhöfe?? Man, man, man, also, wir haben immer unser Schlauchboot mit Wasser gefüllt am Strand liegen lassen und zu einem Quallenaquarium umfunktioniert. Die Insel meiner Kindheit ist Langeland in Dänemark, und ich hab‘ jetzt glatt Lust, da noch mal hinzufahren. Deine Amrumerinnerungen sind so schön! <3
14. Oktober 2016 at 23:21
Ui, wie schön. Ein Urlaubsbericht!!! 🙂
Ich habe auch gar nichts dagegen, in Deutschland Urlaub zu machen. Hier gibt es soviele schöne, so unterschiedliche Stellen. Man braucht gar nicht ins Ausland zu fahren, falls man den Gedanken hat, hier nicht genug sehen zu können!!!! 🙂
Amrum wurde mir auch schon empfohlen. Föhr soll eher grün sein. Ich war bisher nur auf einer Ostsee-Insel, einer im Ärmelkanal, auf den Inseln im Chiemsee, auf der Mainau,…und…war ich auf noch einer Insel? Weiß grad nicht so genau.
Das Hotel scheint recht hochpreisig zu sein, aber ich freue mich dennoch auf weitere schöne Urlaubsbilder. Vielleicht fahre ich ja irgendwann mal nach Amrum hin.
Einen schönen Urlaub noch!
15. Oktober 2016 at 9:05
liebe ela, der urlaub ist leider schon vorbei, aber ich werde euch mit sicherheit noch mit bildern versorgen. du hast recht, auch deutschland hat ne menge zu bieten. mich zieht es ja fast immer ans meer und unsere küste ist einfach traumhaft.
15. Oktober 2016 at 7:43
Das sieht so schön aus! Ich bin immer so hin und hergerissen zwischen aufregenden Fernreisen und den entspannten Urlauben in Deutschland… Auf Amrum war ich noch nicht. Aber es kommt jetzt auf meine Liste. Lieben Dank für den tollen Artikel!
Liebe Grüße,
Maike
15. Oktober 2016 at 9:06
wie schön, dass dir der post gefällt. wie du merkst, ich kann amrum nur empfehlen! 🙂 fahr da mal hin, zum runterkommen und entspannen ist amrum genau richtig.
26. Januar 2018 at 10:06
Mensch, Nike, das muss ja wunderbar gewesen sein mit den Großeltern auf Amrum. Und was für ein Schatzkästchen zur Insel hier… gleich mal weiterstöbern…. Und liebe Grüße, Stefanie
26. Januar 2018 at 12:17
<3 danke dir & viel spaß beim stöbern!
2. Februar 2018 at 18:57
Auch ja, AMRUM….
Toller Bericht, schöne Bilder, danke.
Schönen Gruß, Helmut
2. Februar 2018 at 19:18
danke helmut!