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auf der hallig langeneß

… leben 110 menschen auf 18 warfen

… brüten etwa 9000 seevogelpaare

… ist von oktober bis april etwa 20 mal landunter

… sind viele kühe sommergäste (pensionsvieh)

… wohnt kein arzt, aber eine gemeindeschwester

… kommt in notfällen der rettungshubschrauber

… gibt es eine feuerwehr, aber keine polizei

… holt ein postschiffer die post vom festland

… gibt es einen gemeinderat ohne parteien

… leben weder füchse noch hasen

… grasen im herbst und frühjahr 20 000 ringelgänse

… sind jährlich 2000 urlauber und 7500 tagesgäste

kleiner halligspaziergang zum leuchtturm

nach dem frühstück im anker´s hörn macht der himmel einen ganz netten eindruck und ich mich auf dem weg zum kiosk am anleger. auf der hompage von langeneß habe ich im veranstaltungskalender entdeckt, dass heute um 10:30 ein kleiner hallig spaziergang angeboten wird.

da ich noch ein wenig zeit habe, laufe ich nicht auf direktem weg zum anleger, sondern sage erst einmal den neugierigen rindern auf den salzwiesen nebenan guten morgen und mache noch einen kurzen abstecher ans wasser. also fast, denn es ist gerade ebbe und das wasser etwas weiter draussen.

auf dem weg zum treffpunkt beginnt es – wie kann es anders sein – zu regnen. aber was soll´s? gibt ja kein schlechtes wetter, nur schlechte kleidung. und mit meinem regenmäntelchen bin ich schon ganz gut unterwegs. als ich um kurz vor halb elf tropfend die rixwarf erreiche, steht vor dem kiosk, in dem sich auch die nationalparkstation mit infozentrum befindet, ein junger kerl mit langen haaren und ziemlich regensicherer kleidung. nach meiner begrüßung und der frage, ob die führung stattfindet, entgegnet er mit blick gen himmel: joah, schauen wir mal, was das wetter gleich macht. hmm, es ist gleich halb und es regnet. was soll das wetter da noch machen, denke ich mir, schaue mich aber erst einmal in den räumlichkeiten um. hier gibt es jede menge material zur hallig, zur pflanzenwelt und den tierischen bewohnern. nach mir betritt eine weitere tropfende person das infozentrum.

der kollege von der schutzstation wattenmeer, verkündet, dass der regen eine pause macht und wir den leuchtturm wohl trockenen fusses erreichen sollten. sein wort in petrus ohr. am „halligeneingangsschild“ stellt sich johannes erst einmal vor. er absolviert hier auf der hallig langeneß sein freiwilliges ökologisches jahr in der schutzstation wattenmeer im nationalpark-seminarhaus. zu allererst warnt er uns davor, die hallig als insel zu bezeichnen: das kostet in jeder kneipe mindestens eine lokalrunde und wird sonst mit lautem protest und verächtlichen blicken der halliglüüd bestraft. eine hallig besteht aus aufgeschlicktem marschland, während eine insel einen geestkern (überbleibsel glazialer ablagerungen, umlagert von sand) hat. könnt ihr noch mal nachlesen, falls euch das interessiert. wir merken uns auf jeden fall, eine hallig ist keine insel.

wir schlagen einen kleinen fussweg entlang der salzwiesen ein. während uns johannes erzählt, dass die halligen nur wenige meter über dem meerespiegel liegen, weshalb sie während einer starken flut mit überspült werden, beginnt es wieder zu regnen. nur die warfen, die künstlich aufgeschütteteten hügel, auf denen die häuser stehen, bleiben verschont. das erste landunter fand bereits am samstag vor meiner anreise statt. es war war zwar nicht so stark, aber es reichte aus, dass die einzige asphaltierte strasse auf der hallig für kurze zeit nicht mehr befahrbar war. auch wenn das wasser nicht hoch stand, sprechen wir hier doch von salzwasser, das den fahrzeugen nicht so wirklich gut tut.

wir bekommen die launen der natur jetzt auch wieder richtig zu spüren. kurz bevor wir den leuchtturm erreichen, peitscht uns ein kräftiger wind den regen ins gesicht. wir suchen schutz an dem kleinen häuschen neben dem leuchtturm, den man leider nicht begehen kann. heike, die andere teilnehmerin der wanderung berichtet uns von ihrer etwas schwierigen anreise mit der bahn. da ein zug ausfiel, musste sie mit dem taxi zum anleger, um die fähre überhaupt noch zu bekommen. diese fuhr sich dann auf dem weg zur hallig langeness dann auch noch kurzfristig fest. johannes lacht und erzählt, dass dies immer wieder mal vorkomme und man manchmal auch einfach auf die flut warten muss, bis es weitergeht.

so schnell der regen gekommen ist, pustet der wind die wolken weiter und da wo gerade nur graue tosende see und dicke wolkenberge zu sehen waren, taucht amrum am horizont auf. und über der schönsten aller inseln – blauer himmel. hach. auf dem rückweg löchern wir johannes mit fragen nach wattwanderungen. wieder zurück am infozentrum telefoniert er mit seiner kollegin und organisiert heike und mir eine wanderung am nächsten morgen. um halb acht sollen wir auf der knapp sechs km entfernten honkenswarf sein. mit dem rad ein klacks. eigentlich, wenn der wind nicht wäre … wir geben günther, der das kiosk hütet bescheid, dass wir uns die räder abends holen.

nach einem kleinen marsch durch einen weiteren regenschauer, nehme ich erst einmal eine heiße dusche und geniesse eine tote tante und ein stück köstlichen kuchen im anker´s hörn.

wattwanderung vor langeneß

dienstag morgen. als der wecker klingelt, führt mein erster weg durch die tür des wintergartens nach draußen. völlige stille. hier pfeift nichts mehr. nach gestern eigentlich unvorstellbar – es ist windstill. hurra. völlig entspannt mache ich mich fertig und frühstücke in aller ruhe. um punkt sieben stehe ich an der kreuzung und warte auf heike, die auch kurz darauf vom gasthaus hilligenley angeradelt kommt.

gemeinsam fahren wir, glücklich darüber, dass kein lüftchen weht, weiter gen osten, der sonne entgegen. nicht ohne zwischendurch für ein paar sonnenaufgangsbilder stehen zu bleiben. wat mutt, dat mutt. wir erreichen die honkenswarf pünktlich, wo wir die beiden mädels von der schutzstation wattenmeer treffen. wir stellen die räder ab – abschliessen ist hier völlig überflüssig -, laufen über die salzwiesen, begrüßen die rinder und schon geht es ein paar stufen runter ins watt.

wettertechnisch hätten wir es auf gar keinen fall besser treffen können. die priele funkeln und glitzern in der morgensonne, überall gluckert es und am horizont ziehen die ersten fähren vorbei. es ist einfach so unfassbar schön hier draussen.

sonne und wolken zaubern die schönsten reflektionen ins wasser und ich kann mich einfach nicht sattsehen an diesem wunderschönen naturschauspiel.

die biosphäre schleswig holsteinisches wattenmeer wurde 1990 anerkannt. sie erstreckt sich von der dänischen grenze bis zur elbmündung und gliedert sich in drei zonen. kern- und pufferzone liegen im nationalpark wattenmeer. hier hat die natur vorrang – der mnesch darf nur eingeschränkt wirtschaften. seit 2004 kamen die fünf größeren bewohnten halligen als entwicklungszone hinzu.

die halliglüüd sehen das biosphärenprogramm als chance, die halligals natur- und lebensraumauch für kommende generationen zu sichern und lebenswert zu errhalten. mit erfolg: 2009 hat die unesco diese biosphäre als weltnaturerbe sogar in die liste der weltweit schützenswertesten regionen aufgenommen.

wir durchqueren die gluckernden priele und bücken uns immer wieder, um miesmuscheln und pazifische austern aus dem wasser zu fischen, bis wir nach gut zwei stunden langsam den rückweg richtung hallig antreten.

 

 

wir verabschieden uns von den beiden mädels und sehen uns etwas genauer auf der honkenswarf um. hier gibt es vier haushalte mit 12 bewohnern. das friesenhaus auf der honkenswarf wurde 1875 erbaut und seit mitter der neunziger jahre befinden sich dort nach einer grundrenovierung mehrere ferienwohnungen. ein kleines gartenhäuschen dient als hofladen, der zweimal in der woche mit frischen lebensmitteln vom festland beliefert wird und so den feriengästen den perfekten service bietet. denn auf der hallig langeneß gibt es kein lebensmittelgeschäft. da es auf der honeknswarf auch den einzigen milchviehbetrieb mit sechzig rindern und 6 milchkühen gibt, kommt man hier auch in den genuß von naturreiner rohmilch, sahne und halligbutter.

wir lassen uns auf einer bank vor dem heuhaus, der hausbar der honkenswarf, nieder und werfen erst mal unsere jacken auf seite, die in der warmen morgensonne absolut überflüssig sind. sonnenstrahlen und ein dickes grinsen im gesicht geniessen wir die stille und unser zweites frühstück. herrlich.

frisch gestärkt gehen wir zwei ecken weiter und stehen vor der friesenstube, dem einzigen privatmuseum auf der hallig. die komplette einrichtung der friesenstube mit bilegger(ofen), alkoven(bett) und alten delfter-wandfliesen sowie sämtliche ausstellungsstücke wie gebrauchs,-aussteuer, zier- und schmuckgegenstände befinden sich ausschließlich im besitz der familie johannsen. diese raritäten sind größtenteils 200 bis 300 jahre alt und wurden von den vorfahren der familie johannsen, die durchweg seeleute, steuerleute und kapitäne waren, von generation zu generation weitervererbt.

der raum ist nicht groß, aber so vollgepackt mit interessanten erinnerungen. die beiden hübschen porzellan-spaniel auf dem bild unten links, sind sogenannte holländische puffhunde.

also, wenn so ein hund im fenster stand und guckte nach draußen, dann war die dame frei. und guckte er nach innen, dann war sie belegt. diese story breitete sich auch ganz schnell an der ostfriesischen und an der gesamten nordseeküste aus, so dass dann die hausfrauen sehr erbost waren und viele hunde wurden entfernt oder kaputt geschlagen.

 

 

 

 

 

tschüß honkenswarf, wir wollen weiter.

wieder an der frischen luft schwingen wir uns wieder auf die räder und radeln weiter richtung osten, vorbei an der hunnenswarf bis hin zur bandixwarf. dort ist allerdinge endstation. wir machen kehrt, biegen an der nächsten möglichkeit rechts ab und landen am lorenparkplatz. die loren, die hier stehen, sind alle in privatbesitz der halliglüüd. über hallig oland ist langeneß so auch mit dagebüll auf dem festland verbunden.

 

 

wir stellen die räder ab und laufen entlang der bahnschienen, die hier noch durchs marschland führen, bevor sie ein stück später auf dem damm links und rechts vom wasser umgeben sind. ich mag diese weite hier und die farben der natur, auch wenn am horizont bereits wieder ein paar dunkle wolken aufziehen.

 

ein paar hundert meter hinter dem lorenparkplatz befindet sich eine aussichtsplattform. von hier aus hat man den perfekten rundumblick über den nationalpark wattenmeer. wenn nicht gerade viele vögel schon verreist sind, wie ende september, kann man von hier aus auch bestens die vogelwelt der hallig beobachten. als wir dem turm näher kommen, sehen wir, dass dieser von etlichen vögeln besetzt ist. heike könnte jetzt mit sicherheit auch sagen, von welchen genau. die letzten flattern erst davon, als wir die holztreppe betreten.

der blick von hier oben ist traumhaft und auch die dunklen wolken lassen sich von hier aus gut beobachten. wir gehen zwar davon aus, dass diese einen bogen um uns machen, treten aber doch langsam den rückweg an.

auf der 2,50 meter breiten, asphaltierten straße radeln wir quasi durch ein postkartenmotiv nach dem anderen. die saftigen grünen salzwiesen und der unfassbare schöne nordseehimmel. und immer wieder taucht eine warf am wegesrand auf.

an der kirchwarf machen wir erneut halt, lehnen die räder an den zaun und laufen den weg zur kirche hoch. hier wird gerade fleißig renoviert, die handwerker sitzen allerdings gerade im auto und machen mittag. im vorbeigehen grüßen wir freundlich mit moin und bekommen – wie in der flenswerbung – ein vierfaches moin zurück. großartig. so mok wi dat.

das reetgedeckte gebäude der kirche wurde 1894 auf den fundamenten des vorgängerbaus errichtet. das kircheninnere ist geprägt durch die ausstattung aus der zeit zwischen 1666 und 1731, der blütezeit des walfangs, dem nahezu alle männer nachgingen. nach und nach stifteten die schifferfamilien altarleuchter, abenmahlsgerät, flügelaltar und das darüber befindliche kruzifix, die kanzelei und die deckengemälde, die vierzehn biblische szenen darstellen.

so, langsam machen sich unsere mägen bemerkbar, aber hilfe naht – nur eine warf weiter wartet das café kookenstuv auf uns. aber dazu im nächsten post mehr …

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alles liebe

★ nike ★